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Wie ehrgeizig, ambitioniert oder zielstrebig sind Sie? 

Interview

Über den Umgang mit Ehrgeiz

Michaela v. Trauchburg-Taquez von Kulturmanagement Network führte ein Interview mit Christa Mayr über den Umgang mit Ehrgeiz. 

KMN: Warum ist Ehrgeiz ihrer Meinung nach so negativ behaftet?

Christa Mayr: Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass das Wort nicht positiv konnotiert ist. Es steckt der Geiz darin. Man geizt sozusagen mit Ehre. Man sollte sich bewusst darüber sein, dass Wörter eine bestimme Kraft haben. Ich habe das Wort aus diesem Grund auch aus meinem Sprachrepertoire genommen, weil es schon unbewusst einen negativen Beigeschmack hat.

Mit positiv konnotierten Wörtern lenkt man den Ehrgeiz in eine andere Richtung. Dann ist er eine Triebfeder dafür, im Leben engagiert zu sein und einen unbändigen Willen zu haben, Ziele zu erreichen und Visionen zu verwirklichen. Dabei sollte man aber nicht verbissen vorgehen und sich auch immer wieder anschauen ob die Ziele, die man sich gesteckt hat, realistisch und zu einem späteren Zeitpunkt immer noch stimmig für einen sind.

KMN: Aus ihrer täglichen Praxis heraus, würden sie Ehrgeiz als Chance oder eher als Fluch beschreiben?

Christa Mayr: Es ist wirklich beides. Ehrgeiz ist eine Chance, wenn ich ihn positiv besetze. Fluch ist er dann, wenn er in Perfektionismus ausartet und mit Verbissenheit gepaart ist. Besonders, wenn man den Bezug zu sich selbst verliert, sich selbst nicht mehr spürt, dementsprechend setzt man dann Handlungen, die für einen persönlich nicht passen.

KMN: Wer kommt zum Karrierecoaching? Sind das eher Menschen, die karrierebewusst sind und sich Tipps für den Aufstieg holen oder auch solche, die rausfallen?

Christa Mayr: Die Menschen die kommen haben vor allem den Mut zur Selbstreflexion. Es gibt sehr karrierebewusste Klienten, bei denen von außen betrachtet alles gut ist, die beruflich alles erreicht haben und die trotzdem unglücklich sind. Bei denen, die rausfallen stellt sich auch die Frage, wo fallen die hin? Die fallen vielleicht wo hin, wo es schöner ist und wo es besser für sie passt.

Die zentrale Frage im Coaching ist, was man verändern und wo man sich hin entwickeln möchte. Wenn wir jetzt bei den Szenarien bleiben von denen, die karrierebesessen sind und von denen die herausfallen: Bei sehr ehrgeizigen, karrierebewussten Menschen kann es auch sein, dass sie feststellen, dass sie viel erreicht haben, viel Geld verdienen, aber einem Karriere-Ideal hinterhergestrebt haben, das im Grunde genommen nicht ihres ist. Das passiert meist ganz unbewusst.

In unserer Gesellschaft gibt es gewisse Strukturen, in die wir hineingeboren werden und die können wir hinterfragen. Menschen die einen Job ausüben, der nicht ihren Fähigkeiten entspricht, laufen Gefahr auszubrennen. Die Frage ist also, tue ich etwas, das mich nährt oder strebe ich vielleicht nach Idealen, die mich nicht nähren und gar nicht wirklich zu meiner Persönlichkeit passen.

KMN: Was kann man tun, dass der Ehrgeiz zur Chance wird. Haben Sie Tipps für unsere Leser?

Christa Mayr: Wenn ich den Ehrgeiz zu einer positiven Triebfeder mache, dann ist Ehrgeiz eine Chance. Einfach weitergehen und auch mal scheitern. Menschen scheitern, und vor dem Scheitern sollte man die Furcht verlieren, denn Scheitern ist wichtig und stärkend.

Ich habe etwas versucht und es hat einfach nicht funktioniert und das wird schon einen Grund gehabt haben. Wichtig ist es dann weiterzugehen, weiter strebsam und ehrgeizig im positiven Sinne zu sein.

Man sollte sich auch bewusst machen, dass rausfallen immer auch eine Chance ist. Gerade dieses aussteigen, oder herausfallen aus dem Lebensfluss ist eine große Möglichkeit etwas anders zu machen, etwas zu verändern.

KMN: Wie komme ich erst gar nicht in das negative Fahrwasser des Ehrgeizes?

Christa Mayr: Es ist wichtig den Mut zur Selbstreflexion zu haben und sich Ziele zu setzen, die dem eigenen Wesen entsprechen. Ganz wesentlich ist es auch, dass man sich seiner Ressourcen bewusst wird. Wenn man das Unterbewusstsein mit dem Bewussten verbindet, wird man handlungsfähig. Hier passt die Metapher vom Überschreiten des Rubikon ganz gut, im Sinne von einem dynamischen Anstoß: „So, ich tu das jetzt.“

Bei der Umsetzung ist es wichtig, es einfach mal auszuprobieren. Setze es um und wenn du merkst, es hat nicht so funktioniert, dann sieh das Ganze nicht als Misserfolg. Ein Ziel besteht immer aus Etappenzielen. Schau dir an, was du erreicht hast und so hast du auch die Motivation weiter zu gehen.

Michaela v. Trauchburg-Taquez/Kulturmanagement